Es gibt eine zarte, aber entscheidende Linie zwischen Erwartung und Hoffnung. Oft merken wir erst, dass wir sie überschritten haben, wenn wir enttäuscht sind.
🌑 Erwartungen – die starren Bilder
Erwartungen sind wie gemalte Bilder in unserem Kopf. Wir zeichnen sie sorgfältig:
wer uns zuhören soll, wie der nächste Tag verlaufen muss, wie das Leben bitte auszusehen hat.
Doch das Leben hält sich selten an unsere Skizzen. Es wischt den Pinselstrich einfach fort, lässt Farben verlaufen, und plötzlich stehen wir vor einer Leinwand, die nicht die unsere ist.
Und in diesem Moment spüren wir: Erwartungen sind sterblich.
🌿 Hoffnung – das stille Feuer
Hoffnung aber ist etwas anderes.
Sie malt keine festen Linien, sie vertraut dem Weißraum dazwischen.
Hoffnung ist wie ein Feuer, das selbst im Regen glimmt. Sie sagt nicht: „So muss es sein.“
Sie flüstert nur: „Es darf gut werden, auf eine Weise, die größer ist als dein Plan.“
Erwartung stirbt an der Realität. Hoffnung lebt von der Möglichkeit. Vielleicht ist das ihre stille Schönheit: dass sie wie ein Same bleibt, selbst im verbrannten Boden.
🌀 Die Wandlung
Wie also wandelt man Erwartung in Hoffnung? Vielleicht gar nicht durch große Anstrengung, sondern durch ein sanftes Loslassen:
- das starre Bild in der Hand öffnen,
- die Farben verlaufen lassen,
- dem Leben zutrauen, dass es selbst malt.
Aus dem „Müssen“ wird ein „Dürfen“.
Aus Kontrolle wird Vertrauen.
Und plötzlich trägt das, was uns eben noch zerbrach, einen leisen Sinn.
Erwartungen sind Gläser,
durchsichtig, zerbrechlich.
Ein Hauch genügt, und sie liegen im Staub.
Doch Hoffnung –
Hoffnung ist nicht Glas,
sie ist Wasser.
Sie findet Wege,
sickert durch Steine,
trägt selbst im Dunkel.
Erwartung sagt: so muss es sein.
Hoffnung flüstert: es darf geschehen.
Wenn die Bilder in dir zerbrechen,
bleibt ein stilles Licht zurück.
Nicht laut, nicht drängend,
aber unzerstörbar.
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